11.07.2018

Russland / WM: Sentsov 60 Tage im Hungerstreik - Lebensgefahr! Mehr Initiativen gefordert

Scharfe Kritik an FIFA: Russland nicht unkritisch loben! (Pressemitteilung)

Oleg Sentsov ist nach 60 Tagen Hungerstreik massiv geschwächt und in akuter Lebensgefahr. Bild: Antonymos via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat mehr Initiativen für die Rettung des Lebens des in Russland inhaftierten ukrainischen Filmemachers Oleg Sentsov gefordert. Er ist nach 60 Tagen Hungerstreik massiv geschwächt und in akuter Lebensgefahr. „Wo bleibt der Aufschrei über Sentsovs dramatisches Schicksal? Alle gucken Fußball-WM und sehen nette Bilder von feiernden Fans in Russland. Doch die Schattenseiten von Putins Schreckensherrschaft werden kaum wahrgenommen“, warnte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. Schon als Sentsov seinen Hungerstreik begann, war sein Gesundheitszustand sehr schlecht. Die GfbV befürchtet jeden Tag, dass der wegen seiner Kritik an der russischen Besetzung der Krim inhaftierte Regisseur stirbt. 

Scharf kritisierte der Menschenrechtler den Weltfußballverband FIFA. „Es ist angesichts der Leiden inhaftierter Bürgerrechtler, aber auch angesichts der fortgesetzten Drangsalierung von Krimtataren auf der russisch besetzten Krim und der bitteren Realität des Krieges an der russisch-ukrainischen Grenze nicht angemessen, jede öffentliche Solidarisierung mit den Opfern dieser Willkür zu bestrafen“, sagte Delius mit Blick auf den kroatischen Fußballverband. Gegen die Kroaten hatte die FIFA am Dienstag wegen angeblich „unsportlichen Verhaltens“ eine Geldstrafe von 15.000 Schweizer Franken verhängt, weil dessen Co-Trainer Ognjen Vukojevic seinen Jubel über den Sieg der kroatischen Fußballer über das russische Team öffentlich der Ukraine widmete. Am Tag zuvor war der kroatische Spieler Domagoj Vida wegen ähnlicher Äußerungen verwarnt worden.

„Ist es sportlich und fair, wenn die FIFA bei der Fußball-WM keine Gelegenheit auslässt, das autoritäre Putin-Regime zu preisen und von jedem Makel reinzuwaschen, die Opfer seiner autoritären Politik aber alleinlässt?“, fragte Delius. Sentsov hat sein Leben eng mit der Fußball-WM verbunden, indem er im Vorfeld des Großereignisses am 14. Mai 2018 einen Hungerstreik begann. Der auf der Krim geborene Regisseur will damit die Freilassung ukrainischer politischer Gefangener in Russland durchsetzen. Russlands Strafverfolgungsbehörden behandeln den Filmemacher als „Terroristen“ und unterstellen ihm, Anschläge gegen russische Einrichtungen geplant zu haben. Der Hauptbelastungszeuge in seinem Strafverfahren im Juli 2015 zog zwar später seine Aussage zurück, weil sie unter Folter erpresst worden war. Trotzdem wurde Sentsov im August 2015 zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. „Sentsovs einziges Verbrechen ist es, öffentlich die Besetzung der Krim kritisiert zu haben. Dafür darf er nicht sterben“, erklärte Delius.

Headerbild: Antonymon via Wikimedia Commons