25.10.2018

Sacharow-Preis für Oleg Sentsov ist Ermutigung für Menschenrechtler auf der Krim

Krimtataren brauchen mehr internationale Unterstützung (Pressemitteilung)

Der ukrainische Regisseur Oleg Sentsov war im Mai 214 auf der Krim verhaftet und nach Russland verschleppt worden, nachdem er öffentlich gegen die Annexion der Halbinsel durch Russland protestiert hatte. Bild: Rebecca Harms via Flickr CC BY-SA 2.0

Die Menschenrechtsorganisation Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) begrüßt, dass der diesjährige Sacharow-Preis des Europaparlaments an den ukrainischen Filmemacher Oleg Sentsov verliehen wird. „Das Europaparlament unterstreicht mit der Vergabe des Preises an Sentsov, wie wichtig die Unterstützung von Menschenrechtlern und Minderheiten auf der Krim und Russland ist“, kommentierte die GfbV die Bekanntgabe am Donnerstag in Göttingen. „Der Preis ist somit eine Auszeichnung für alle Menschenrechtler und Krimtataren, die sich seit Jahren friedlich gegen die völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch Russland engagieren.“ Die internationale Gemeinschaft dürfe diese Menschen nicht vergessen.

„Wir wollen das Leid der Krimtataren international wieder sichtbarer machen und sie unterstützen, ihre Menschenrechte und Selbstverwaltung einzufordern“, sagt Wolfgang Mayr, Präsident der GfbV-International in Bozen. Eine Delegation führender Krimtataren hält sich momentan auf Einladung der GfbV International, der GfbV Südtirol und dem in Bozen ansässigen Forschungszentrum EURAC in Südtirol auf. Sie informieren sich vor Ort bei Experten über praktische Umsetzungen von Autonomie, Selbstverwaltung und Minderheitenrechten, die in Südtirol seit Jahrzehnten verwirklicht werden.

Die Lage der Krimtataren und von Personen, die in Opposition zu den pro-russischen Herrschern auf der Krim stehen, sei besorgniserregend, so die Menschenrechtsorganisation. Unter Unterdrückung und Verfolgung hätten neben Einzelpersonen ganz besonders die Organisationen und Institutionen zu leiden. Eklatantestes Beispiel hierfür sei das Verbot des Medschlis, des Selbstvertretungsorgans der Krimtataren, im April 2016. Der Medschlis wurde als „extremistische Organisation“ eingestuft und mit einem Verbot belegt. Die verbliebenen rund 280.000 Krimtataren auf der Halbinsel würden bis heute unter Verfolgung, Diskriminierung und Angst leiden.

Der ukrainische Regisseur Oleg Sentsov war im Mai 214 auf der Krim verhaftet und nach Russland verschleppt worden, nachdem er öffentlich gegen die Annexion der Halbinsel durch Russland protestiert hatte. Die russischen Strafverfolgungsbehörden hatten dem Bürgerrechtler unterstellt, Anschläge gegen russische Einrichtungen geplant zu haben. Er sitzt bis heute im Gefängnis, obwohl der Hauptbelastungszeuge seine Aussage noch während des Strafverfahren zurückgezogen hatte. Sie sei unter Folter erpresst worden. Nach einem monatelangen Hungerstreik, den er aus gesundheitlichen Gründen Ende September abbrechen musste, schwebt der Filmemacher weiterhin in Lebensgefahr.


Headerbild: Rebecca Harms via Flickr