23.08.2016

Sudan: Vier Christen droht Todesstrafe

Schwierige Lage von Christen im Sudan (Pressemitteilung)

Die Lage der Christen im Sudan gilt als äußerst schwierig, da die sudanesischen Behörden insbesondere nach der Abspaltung des Südsudan im Jahr 2011 ihre Politik der Islamisierung noch weiter verstärkt haben. Foto: Bread for the World via Flickr

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist tief besorgt über das Schicksal von zwei Pastoren, einem Missionar und einem für Religionsfreiheit engagierten sudanesischen Menschenrechtler, denen in einem Spionage-Prozess im Sudan die Todesstrafe droht. „Wir befürchten, dass die Angeklagten keinen fairen Gerichtsprozess bekommen, da die Rechte der Beschuldigten schon seit ihrer Verhaftung im Dezember 2015 systematisch verletzt wurden“, erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. So wurden die Beschuldigten in Isolationshaft monatelang festgehalten und selbst ihre nächsten Angehörigen und Rechtsanwälte hatten keine Informationen über ihren Verbleib. Gemäß sudanesischem Recht muss ein Verfahren innerhalb von 45 Tagen nach der Festnahme eingeleitet werden. Der Prozess gegen die vier Christen begann jedoch erst am letzten Sonntag in der sudanesischen Hauptstadt Khartum. Die ursprünglich in der letzten Woche angesetzte Verhandlung musste verschoben werden, weil die Beschuldigten nicht über den Prozesstermin informiert wurden.

Angeklagt sind die zwei sudanesischen Pastoren Hassan Abdelrahim Kodi und Kuwa Shemaal, der tschechische Missionar und Filmemacher Petr Jasek sowie der sudanesische Menschenrechtler Abdelmoneim Abdelmoula (ein Konvertit aus der Region Darfur). Den Beschuldigten werden Spionage, der Aufruf zu Hass und Gewalt gegen die Behörden, die Diffamierung des Staates und Verbreitung falscher Nachrichten sowie Angriffe gegen den Staat vorgeworfen. Manche der angeblichen Delikte werden mit lebenslanger Haft oder der Todesstrafe geahndet. Der tschechische Missionar und Filmemacher hatte offensichtlich versucht, einen Film über die Verfolgung von Christen im Sudan ohne offizielle Drehgenehmigung zu machen und dafür Unterstützung von den Pastoren und dem Menschenrechtler erhalten. Pastor Kodi, dem Generalsekretär der sudanesischen „Church of Christ“ und Pastor Shemaal wird auch vorgeworfen, sich auf einer Konferenz in Addis Abeba kritisch über die Lage der Christen im Sudan geäußert zu haben.

Die beiden Pastoren waren am 18. Dezember 2015 festgenommen worden. Pastor Kodi wurde bis August 2016 in Isolationshaft festgehalten, während Pastor Shemaal nach einigen Tagen freikam, sich aber täglich bei der Polizei melden musste. Am 24. Mai 2016 wurde Pastor Shemaal erneut festgenommen und der Menschenrechtler Abdelmoula wurde verhaftet. Der 52 Jahre alte Jasek galt nach seiner Festnahme am 9. Dezember 2015 monatelang als verschwunden.

Die Lage der Christen im Sudan gilt als äußerst schwierig, da die sudanesischen Behörden insbesondere nach der Abspaltung des Südsudan im Jahr 2011 ihre Politik der Islamisierung noch weiter verstärkt haben. So werden immer wieder Kirchen auf Anordnung der Behörden abgerissen und der Bau neuer Gotteshäuser verweigert.  Christen stellen nur drei Prozent der Bevölkerung des Landes.

Header Foto: Bread for the World via Flickr