04.07.2011
Thailands neue Regierung muss den Bürgerkrieg endlich stoppen!
Parlamentswahlen in Thailand
Anlässlich der Parlamentswahlen in Thailand hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mehr Engagement der Regierung des südostasiatischen Landes für die Beendigung des Bürgerkriegs in Süd-Thailand gefordert. "Es ist beschämend, dass keine der bei der Wahl antretenden Parteien die Beendigung des Bürgerkriegs in Süd-Thailand als vordringliche Aufgabe ansieht", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. "Selbst im Wahlkampf hat der Bürgerkrieg kaum eine Rolle gespielt, obwohl der Gewalt in den letzten sieben Jahren mehr als 4.600 Menschen zum Opfer gefallen sind."
Keine der sechs bedeutendsten Parteien, die sich heute zur Wahl stellen, nannte auf Nachfrage den Bürgerkrieg in Süd-Thailand als bestimmendes Wahlkampfthema. "Für die in der Region Patani lebende muslimische Minderheit ist es allerdings eine Frage des Überlebens, wann dieser mörderische Bürgerkrieg endlich beendet wird", sagte Delius. Denn jeden Monat sterben durchschnittlich 41 Menschen bei politisch motivierten Morden, Überfällen, Bombenexplosionen sowie bei Vergeltungsaktionen der Armee und Polizei. Zehntausende Zivilisten sind durch den Bürgerkrieg schwer traumatisiert. "Willkürliche Übergriffe von allen Kriegsparteien machen das Leben zur Hölle."
Auch kann die Zivilbevölkerung nicht auf den Schutz durch die 60.000 in der Region stationierten Soldaten und Polizisten vertrauen, da Sicherheitskräfte auf Angriffe der Freiheitsbewegungen oft mit Vergeltungsaktionen gegen die Zivilbevölkerung reagieren. Regelmäßig bleiben die Täter straflos. Soldaten und Polizisten verdächtigen pauschal die muslimische Minderheit, mit den Aufständischen zu sympathisieren.
"Der Bürgerkrieg richtet die traditionelle muslimische Gesellschaft in Patani zugrunde", erklärte Delius. Denn vor lauter Hoffnungslosigkeit nehmen inzwischen mehr als 90 Prozent der männlichen Jungendlichen und jungen Männer Drogen. Besonders beliebt sind die Blätter der Krathom-Pflanze, die trotz offizieller Verbote überall öffentlich konsumiert werden. Die Regierung bekämpft den Drogenmissbrauch nicht konsequent. Vermutlich werden die Drogenhändler auch von Soldaten gedeckt und unterstützt. Nur so ist erklärbar, dass trotz hunderter Straßensperren der Militärs Drogenlieferungen nicht behindert werden. "Die Folgen des Drogenkonsums sind katastrophal", erklärte Delius. "Eine ganze Generation junger Männer verfällt der Apathie und dem Wahnsinn."
Seit Jahrzehnten fordert die im Süden Thailands lebende muslimische Minderheit ein Ende ihrer Diskriminierung und mehr Selbstbestimmung in dem von Buddhisten dominierten Staat. Der Bürgerkrieg eskalierte im Jahr 2004. Seither gab es mehr als 12.000 gewaltsame Zwischenfälle.