01.06.2005

Ureinwohner sollen Bakun-Staudamm in Malaysia weichen

Rund 9.000 Ureinwohner im malaysischen Teil der Insel Borneo (Sarawak) wurden im September 1999 umgesiedelt. Ihre Dörfer sollen für den gigantischen Bakun Staudamm überflutet werden. Sie gehören den Völkern der Penan, Ukit, Kayan, Lahanan und Kenyah an. Die meisten von ihnen wurden 30 Kilometer vom künftigen Stausee entfernt wieder angesiedelt. Aber noch wehren sich mehrere hundert Bewohner ihre Langhäuser zu verlassen. Bereits Umgesiedelte klagen über unzureichende Entschädigungen und unzählige Probleme mit ihren neuen Häusern. Sie seien schlampig gebaut und zu überhöhten Preisen verkauft worden. Viele Umsiedler seien inzwischen verschuldet, da die Entschädigungen nicht ausreichten, um die baufälligen Behausungen instand zu setzen. Auch würden aufgrund katastrophaler hygienischer Bedingungen immer mehr Menschen krank. Die Betreiber des Staudammprojektes und die Regierung hatten den Ureinwohnern ein besseres Leben und sichere Arbeitsplätze versprochen, doch die meisten sind inzwischen verarmt und entwurzelt.

Pläne zum Bau des gigantischen Bakun-Staudamm gibt es bereits seit Anfang der 80er Jahre. 1,5 Millionen Hektar Urwald werden für den Bau der 205 Meter hohen Staumauer und des Staubeckens zerstört werden. Ein Gebiet von der Größe des Stadtstaates Singapur soll überflutet werden, um ein Kraftwerk zu speisen, das 2.400 Megawatt Strom für Sarawak produzieren soll. Ursprünglich sollte auch das Festland über Unterseekabel mit Strom versorgt werden. Darauf soll nun verzichtet werden.

Malaysische Umweltschützer und Menschenrechtler laufen seit Jahren Sturm gegen das Mega-Projekt, da es die Lebensgrundlage Zehntausender Ureinwohner zerstört und den ohnehin schon besorgniserregenden Kahlschlag in den Regenwäldern Sarawaks weiter verstärkt. Das Projekt sei größenwahnsinnig und den Bedürfnissen der Provinz nicht angepasst, kritisieren die Umweltschützer. Im übrigen sei die Bevölkerung nicht an der Planung des Projekts ausreichend beteiligt worden.

Die Arbeiten an diesem ehrgeizigen 8,5 Milliarden DM teuren Projekt wurden schon mehrfach unterbrochen. Im Juni 1996 verfügte der Hohe Gerichtshof Malaysias auf Antrag einiger Ureinwohner einen Baustopp wegen Verletzung von Umweltschutzbestimmungen, der von der Berufungsinstanz jedoch wieder aufgehoben wurde. Am 4. September1997 gab Malaysias Premierminister erneut die Einstellung der Bauarbeiten bekannt. Grund war die Wirtschaftskrise in Südostasien. Doch die malaysische Regierung hält unbeirrt an dem Prestigeprojekt fest. Malaysias Energieminister Leo Moggie verkündete zuletzt im Februar 2001, der Bau des Staudammes werde nun doch fortgesetzt. Obwohl das Wasserkraftwerk nur noch Strom für Borneo produzieren soll, wollen die Betreiber an den gigantischen Ausmaßen des Staudammes festhalten. Im Jahr 2007 soll der Bakun-Staudamm fertiggestellt sein.

Doch Malaysias Regierung setzt nicht nur in Sarawak auf Großstaudämme. Auch in dem Bundesstaat Selangor auf dem malaysischen Festland entsteht zur Zeit ein solches Megaprojekt. Der Selangor - Damm soll die Wasserversorgung in dieser am dichtesten besiedelten Region des Landes verbessern. Engpässe sind jedoch hausgemacht, denn die bestehenden Wasserleitungen werden schlecht gewartet und sind an vielen Stellen undicht. Doch solche Argumente werden von der malaysischen Industrie ignoriert. Sie ist an immer neuen Großaufträgen interessiert, die kurzzeitige Beschäftigung für die krisengeschüttelte Baubranche versprechen.

300 Angehörige der Orang Asli-Ureinwohner müssen nun das Land ihrer Ahnen verlassen, weil es vom Stausee überflutet werden soll. Vergeblich kritisieren sie, dass das ihnen als Entschädigung zugesprochene Land sich nicht zum Anbau von Nahrung eignet. Die ihnen zugewiesenen Häuser seien baufällig, und ihnen drohe weitere Verarmung.