04.03.2015

Vereinte Nationen müssen sich für mehr Schutz von Menschen mit Albinismus einsetzen

Albino-Protest gegen Morde in Tansania verboten – Staatspräsident sichert aber besseren Schutz und konsequente Strafverfolgung zu

© Flickr/Gustavo Lacerda

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat den zurzeit in Genf tagenden Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen aufgefordert, sich für einen besseren Schutz von Menschen mit Albinismus einzusetzen. „Wenn sich die Vereinten Nationen wirksam für die von Gewalt bedrohten Albinos engagieren wollen, müssen sie zunächst dringend ihre eigene Zuständigkeit klären. Denn trotz immer neuer Morde und sozialer Ausgrenzung haben Albinos noch immer keinen festen Ansprechpartner in den Menschenrechtsgremien der Vereinten Nationen“, erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. Die GfbV hat den Menschenrechtsrat und seine 47 Mitgliedstaaten in schriftlichen Eingaben aufgefordert, erstmals einen Sonderberichterstatter für Probleme von Menschen mit Albinismus zu berufen.

„Sollte man sich darauf nicht verständigen können, dann muss zumindest der Kompetenzstreit unter UN-Menschenrechtsexperten beendet und den Albinos ein klarer Ansprechpartner für ihre Anliegen genannt werden“, erklärte Delius. „Angesichts der schrecklichen Morde in mehreren afrikanischen Staaten ist es absurd, dass sich in dem bedeutendsten UN-Menschenrechtsgremium niemand für sie zuständig fühlt.“ Seit Jahren weisen die UN-Menschenrechtsexperten für den Kampf gegen Rassismus, für Minderheiten, indigene Völker und für Menschen mit Behinderungen wechselseitig die Zuständigkeit für Albino-Fragen zurück.

Auch müssen die EU-Staaten in ihrer Entwicklungszusammenarbeit stärker in ländlichen Gebieten Ost-, Zentral- und Westafrikas Bildungsprogramme fördern, um den Abbau von Vorurteilen gegen Menschen mit Albinismus zu unterstützen. Dringend verbessert werden muss auch ihre medizinische Betreuung, weil ihre durchschnittliche Lebenserwartung nur 30 Jahre beträgt. Aufgrund der hellen Pigmentierung ihrer Haut erkranken sie oft an Hautkrebs. Chronische Augenprobleme machen ihren Lebensalltag noch schwieriger.

Besonders dramatisch ist die Lage von Albinos in Tansania. Seit dem Jahr 2005 sind dort 76 Albinos eines gewaltsamen Todes gestorben, weil skrupellose Menschenhändler ihre Gliedmaßen zu Höchstpreisen verkauften, da ihnen fälschlicherweise im Volksmund heilende Wirkung nachgesagt wird. Erst im Februar 2015 wurde ein anderthalbjähriges Kind entführt, verstümmelt und getötet. Ein für den gestrigen Dienstag in der Hauptstadt Dar Es Salaam geplanter öffentlicher Protest von Albinos gegen die anhaltende Gewalt wurde von den Behörden „aus Sicherheitsgründen“ verboten. Tansanias Staatspräsident Jakaya Kikwete sicherte aber zu, am morgigen Donnerstag eine Delegation der „Albinismus-Gesellschaft Tansanias“ zu empfangen. In einer Fernsehansprache versprach er besseren Schutz für Albinos und eine konsequente Bestrafung der Verantwortlichen für die Gewalt.

Doch nicht nur in Tansania eskaliert die Gewalt. Auch im Nachbarland Malawi, in dem 10.000 Albinos leben, wurden zwei Albinos im Jahr 2014 ermordet und rund 15 Menschen mit Albinismus werden noch immer vermisst. Nichtregierungsorganisationen drängen in Malawi auf bessere Gesetze speziell zum Schutz von Albinos.


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