28.04.2015

Vietnams Gläubige fordern Religionsfreiheit – Anhaltende Übergriffe auf religiöse Minderheiten

Vietnam feiert Ende des Krieges vor 40 Jahren (30.4.)

© UN Photo/Kibae Park

Auch 40 Jahre nach dem Ende des Krieges kommt Vietnam nicht zur Ruhe. Der Ruf nach mehr Bürgerrechten in dem südostasiatischen Staat wird immer lauter. Nachdrücklich fordern Gläubige mehr Religionsfreiheit und beklagen anhaltende Übergriffe der Behörden auf Buddhisten, Christen und andere Glaubensgemeinschaften, berichtete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag in Göttingen. Der „Interfaith Council“, in dem fünf Religionsgemeinschaften zusammengeschlossen sind, forderte gegenüber der GfbV ein stärkeres Engagement von Europas Regierungen für Glaubensfreiheit in Vietnam. „Sprecht mit der vietnamesischen Regierung und macht nicht nur Lippenbekenntnisse“, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Interfaith Council, Thich Khong Tanh von der Buddhist Unified Church. Der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius kritisierte: „In den deutsch-vietnamesischen Beziehungen stehen wirtschaftliche Fragen im Zentrum. Menschenrechte und vor allem die Verweigerung der Glaubensfreiheit spielen dabei leider kaum eine Rolle.“

Mit umfassender Überwachung, Schikanen, Unterwanderung und Übergriffen versuchen die sozialistischen Behörden Vietnams, religiöse Gruppen gleichzuschalten. Vertreter der Cao-Dai-Universalreligion, der Hoa-Hao-Buddhisten, der Buddhist Unified Church und katholischer sowie protestantischer Kirchen berichten dem Interfaith Council regelmäßig von schwerwiegenden Einschränkungen ihrer Glaubensfreiheit. So werden religiöse Feierlichkeiten verboten, Versammlungen aufgelöst und Gläubige daran gehindert, zu religiösen Festen zu reisen. Alle Glaubensgemeinschaften werden von den Behörden massiv gedrängt, sich staatsfreundlichen Gruppen anzuschließen.

Auch in den vergangenen Tagen wurde die Religionsfreiheit massiv verletzt. So wurde am 13. April 2015 ein Tempel der Cao Dai im Kreis Tuy An (Provinz Phú Yên) auf Anordnung der Behörden zerstört, angeblich um eine Straße zu erweitern. Doch der Gemeinde wurde weder ein Ersatzgrundstück zur Verfügung gestellt noch Schadensersatz geleistet. Seit 1975 wurden mehr als 250 Tempel der Cao Dai von den Behörden zerstört oder beschlagnahmt.

Auch der Interfaith Council wird in seiner Arbeit massiv von den Behörden eingeschränkt. So wurde eine Delegation am 27. März 2015 daran gehindert, eine Wohltätigkeitsveranstaltung für Kriegsveteranen aus Südvietnam in der Nähe der Stadt Huê zu organisieren, die keine Sozialleistungen vom Staat erhalten.

Der Buddhist Unified Church wurde erst jüngst mit der Zerstörung der Lien Tri-Pagode in Ho Chi Minh Stadt (ehemals Saigon) gedroht, sollte sie die mangelnde Glaubensfreiheit weiter öffentlich anprangern.