Pressemitteilung

10.04.2018

Libyen: Rassismus-Opfer werden weiter ausgegrenzt - 2.200 Vertriebene campieren seit 70 Tagen in der Wüste –

Freies Geleit für Rückkehr nach Tawergha gefordert (Pressemitteilung)

In improvisierten Zeltcamps harren die vertriebenen Tawergha derzeit in der Wüste aus. Foto: Carlos ZGZ via Flickr

Für die Rückkehr der 2.200 dunkelhäutigen Vertriebenen aus der libyschen Stadt Tawergha, die seit 70 Tagen in der Wüste campieren müssen, hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag freies Geleit gefordert. Milizionäre hatten diese ehemaligen Einwohner von Tawergha Anfang Februar 2018 gewaltsam an der offiziell vereinbarten Rückkehr in ihre Heimatstadt gehindert. 

„Die anhaltende Odyssee dieser Rassismus-Opfer ist ein Skandal. Ihre Verfolgung und Ausgrenzung zeigt, wie sehr Warlords, Willkür und Rechtlosigkeit das Leben in Libyen bestimmen“, kritisierte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. Die 2.200 in der Wüste blockierten Vertriebenen zählen zu den insgesamt 48.000 dunkelhäutigen Bewohnern von Tawergha, denen Zusammenarbeit mit Diktator Muammar al-Gaddafi unterstellt wurde und die deswegen von Truppen aus der verfeindeten Nachbarstadt Misrata kollektiv verjagt wurden. Nach langjährigen Verhandlungen war geplant, dass die Vertriebenen vom 1. Februar 2018 an in ihre Heimatstadt zurückkehren dürfen. 

„Die vertriebenen Bewohner Tawerghas dürfen nicht vergessen werden“, sagte Delius. „Dringend brauchen sie mehr internationale Unterstützung, um ihre baldige Rückkehr durchzusetzen.“ Zwar seien sie vom Hochkommissariat für Flüchtlinge der Vereinten Nationen (UNHCR) mit Zelten und Nahrungsmitteln versorgt worden, doch ihre Lage sei nach fast sechs Jahren Vertreibung prekär. Die Vertriebenen fürchten nach gezielten Einschüchterungsversuchen bewaffneter Milizionäre um ihre Sicherheit in den kaum bewachten und isoliert gelegenen improvisierten Zeltplätzen. Die Behörden Libyens hatten ihnen zwar baldige Rückkehr nach Tawergha versprochen, blieben aber nach dem bewaffneten Widerstand von Milizionären aus Misrata weitestgehend untätig.   

„Nun hoffen die Menschen aus Tawergha, dass neue Verhandlungen mit Vertretern des Stadtrates von Misrata Bewegung in die festgefahrene Repatriierung bringen“, berichtete Delius. „Doch diese Gespräche werden nur erfolgreich sein, wenn sich dabei auch die nationalen libyschen Behörden und die internationale Staatengemeinschaft einbringen.“ 

Zurzeit leben 2.038 Flüchtlinge in rund 240 Zelten in dem 56 Kilometer vor Tawergha gelegenen Ort Qararat Al-Katf. 223 Vertriebene warten in Zelten in dem 280 Kilometer entfernten Ort Harawa auf eine Möglichkeit zur Rückkehr. Ein Großteil der übrigen Vertriebenen lebt im Osten Libyens oder im Großraum der Hauptstadt Tripolis in Flüchtlingslagern.   

Header Foto: Carlos ZGZ via Flickr