Pressemitteilung

19.09.2020

Thalia lässt sich für Chinas Staatspropaganda missbrauchen

Zeiten der Mao-Bibel und der Verherrlichung von Diktatoren sollten vorbei sein (Pressemitteilung)

Als "instinktlos und skandalös" bezeichnet die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die gezielte Werbung für chinesische Staatspropaganda in Filialen der Buchhandelskette Thalia. So werden dort auch Schriften von Chinas Staatschef und KP-Führer Xi Jinping in extra Buchständen beworben. "Was denkt sich Thalia dabei, Bücher des größten Feindes der Meinungsfreiheit zu bewerben, der historisch wertvolle uigurische Schriften verbrennen lässt, Völkermord verübt und Standardwerke über Demokratie aus öffentlichen Bibliotheken verbannt", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Samstag in Göttingen. Die Menschenrechtsorganisation forderte einen sofortigen Stopp der umstrittenen Werbeaktion.

Lächerlich sei die Begründung des Unternehmens für die Kooperation mit dem staatlichen chinesischen Buchexportunterrnehmen China National Publications Import and Export Cooperation (CNPIEC), erklärte Delius. Denn die vielen chinesischen Studentinnen und Studenten in Deutschland würden die Werke Xi Jinpings nicht auf Deutsch lesen. "Sie dürften froh sein, dass sie an deutschen Universitäten anders als in China nicht gezwungen werden, an Propagandakursen der Kommunistischen Partei teilzunehmen", sagte Delius. Thalia müsse begreifen, dass die Zeiten der Mao-Bibel und der Verherrlichung menschenverachtender Diktatoren in Deutschland vorbei seien. Stattdessen wünschten die Menschen Einblicke in das reale Leben in China und dazu zähle auch die systematische Verletzung der Menschenrechte.

Seit mehreren Jahren lassen Chinas Behörden in Xinjiang historisch wertvolle uigurische Bücher verbrennen, um Spuren der Geschichte der verfolgten Nationalität zu vernichten. "Es ist Teil der Völkermord-Strategie, uigurische Kulltur und Identität auszulöschen", erklärte Delius. So sei die absurde Situation entstanden, dass es in deutschen Museen und Archiven heute mehr historische Dokumente uigurischen Lebens gebe als in China.

Die Universitätsbibliotheken in China wurden in den letzten zwei Jahren von den Behörden angewiesen, alle Bücher über Demokratie-Konzepte und Rechtsstaatlichkeit aus den Regalen zu entfernen. Denn die KP fürchtet, das ihr Streben nach alleiniger Macht in Frage gestellt werden könnte.