
Liebe Leserin, lieber Leser,
es ist doch faszinierend, wie verschieden wir unseren Glauben leben. Das Christentum zum Beispiel: Selbst wenn es die gleiche Religion ist, kann ein Gottesdienst vollkommen unterschiedlich gestaltet sein. In Brasilien erlebte ich Gottesdienste in einem großen Saal, in dem getanzt wurde. In Papua-Neuguinea fand ich eine kleine Kapelle mitten im Hochland in einem Dorf von Indigenen vor. Hier durfte im Gottesdienst jede*r aufstehen und das Wort ergreifen, Fragen stellen oder Gedanken vorbringen. Eine Orgel gab es nicht. Gesungen wurde trotzdem inbrünstig. Trotz aller Unterschiede blieb es ein christlicher Gottesdienst – ein indigener christlicher Gottesdienst.
Indigene und Christentum. Wie passt das zusammen? Beides verbindet meist eine Kolonialgeschichte. Doch kann ein aufgezwungener Glaube bestehen, oder kehren Indigene doch irgendwann zu ihrer ursprünglichen Kosmovision zurück? Unsere Interviewpartnerin, die Wissenschaftlerin Anna Meiser, hat bei indigenen Christ*innen in Ecuador und Peru zu diesen Fragen geforscht. Für einige Indigene gibt es kein entweder Christentum oder indigene Kosmovision. Es geht nur zusammen.
Treffen Religionen – oder verschiedene Strömungen einer Religion – aufeinander, entstehen oft Machtgefälle. Eine Mehrheit trifft auf eine Minderheit, Vorurteile und Unwissen führen zu Missverständnissen, Hass und Konflikten. Extrem ist die Situation seit Jahren im Nahen Osten. Die Gewalt eskaliert und die Menschen fliehen. Geht es so weiter, gibt es bald keine religiösen Minderheiten mehr in der Region.
Das Haus der Religionen in Hannover dagegen ist ein Ort, an dem sich Angehörige verschiedener Religionen auf Augenhöhe begegnen. Ein interreligiöser Dialog entsteht, von dem die Gesellschaft profitiert. Probleme und Unterschiede zwischen Religionen werden hier bei Gesprächen nicht ausgespart, sondern thematisiert. So lernt man sich kennen und sucht bei Problemen gemeinsam nach Lösungen. Das Konzept funktioniert – braucht aber Zeit und Engagement.
Mit jedem Wissen, das wir über Angehörige verschiedener Religionen erlangen, wächst unser Verständnis füreinander. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine spannende Lektüre dieser Ausgabe!
Herzliche Grüße
Johanna Fischotter
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