Fotos: Wald: Kris Arnold/Flickr CC BY-SA 2.0, Grasland: Vaiz Ha/Flickr CC BY 2.0, Wüste: Sergey Pesterev/Wikimedia Commons/ CC BY-SA 4.0, Gebirge: Balathasan Sayanthan/Flickr CC BY 2.0, Küste: Terry Ott/Flickr CC BY 2.0, Arktis: Caitlin Bailey, GFOE, The Hidden Ocean 2016: Chukchi Borderlands/Flickr CC BY 2.0

Liebe Leserin, lieber Leser,


als Kind bin ich mit meinen Eltern in den Sommerferien immer nach Frankreich in die Bretagne gefahren. Auf dem Markt in der Kleinstadt Lesneven fiel mir ein Stand ins Auge: ein Stand mit Kleidung in leuchtenden Farben und für mich ungewöhnlichen Schnittmustern. Stoffhosen hatten Pluderbeine, Jacken lange Spitzkapuzen. Jede Woche schaute ich mir die Kleidungsstücke genau an. Irgendwann kam ich auch, in meinem damals noch sehr gebrochenen Französisch, mit dem Verkäufer ins Gespräch. Er kam aus Nepal, von den Höhen des Himalayas.

Die Faszination für Nepal und das höchste Gebirge der Welt hat mich seit damals nicht mehr losgelassen. Sie löst in mir die schönste Art des Fernwehs aus. Irgendwann möchte ich die riesigen Gesteinsmassive mit meinen eigenen Augen sehen – aber nach dem Motto: nur gucken, nicht anfassen. Denn ich bin mir bewusst, dass ich der Besteigung eines 8.000-Meter-Berges nicht gewachsen bin. Doch möchte ich die Menschen kennenlernen, die dort leben und die Berge meistern.

Das bekannteste Volk im Himalaya sind wohl die Sherpas. Sardar Tenzing Norgay war Sherpa. Ihm gelang zusammen mit dem Neuseeländer Edmund Hillary am 29. Mai 1953 die Erstbesteigung des Mount Everest. Der höchste Berg der Erde bildet die Grenze zwischen Nepal und Tibet. Auf Tibetisch heißt er Qomolangma, Mutter des Universums. Bis heute sind es vor allem Sherpas, die als Lastenträger Tourist*innen auf die höchsten Gipfel der Welt begleiten.

Doch wie alle Menschen kämpfen auch die Bewohner*innen des Himalayas mit den Auswirkungen des Klimawandels. Auf der Plattform YouTube im Internet gibt es eine Reihe von Videos namens „Voices from the Roof of the World“, also „Stimmen vom Dach der Welt“. Produziert wurden sie von der Aga Khan Universität in Pakistan. Eine dieser Folgen beleuchtet das Leben der Yak-Hirten im Naar-Phu-Tal, Nepal.

Die steigenden Temperaturen, bedingt durch den Klimawandel, zwingen die Hirten, ihren Rindern im Sommer in immer höhere Regionen zu folgen. Doch je höher sie steigen, desto gefährlicher wird es. Außerdem fürchten die Hirten Lawinen. Früher konnten sie gut einschätzen, wann und wo Lawinen abgehen würden. Heute ist das Wetter unberechenbar – und mit ihm die Schneebedingungen. Ganze Herden werden verschüttet; und Menschen, die nach ihren Tieren suchen.

Ein weiteres Problem ist die Population von Schneeleoparden. Sie nimmt zu. Das ist schön, aber die Großkatzen reißen Yak-Kälber. Die Vorfahren der Hirten haben Schneeleoparden gejagt. Aber das ist heute verboten. Die Hirten beklagen, dass sie nicht wie versprochen von der Regierung für getötete Tiere entschädigt werden. So ist die Zukunft der Hirten ungewiss. Die nachfolgende Generation sucht ihr Glück eher in den Städten, als in den Höhen der Berge.

Die Abkehr der Jugend ist eine Problematik, die viele traditionelle Gemeinschaften kennen, so auch Hirtengemeinschaften in der Mongolei. Zukunftsfähigkeit hängt oft von der Unterstützung der Regierung ab, kann aber nur gelingen, wenn Gemeinschaften in die Problemlösung involviert sind. Denn sie haben Ideen zur Selbsthilfe! Die Maasai in Kenia oder die Tuareg in Algerien sind Beispiele dafür.

Nachdem wir hiermit das Dach der Welt überflogen haben, reisen wir in dieser Ausgabe weiter. Wir
tauchen ein in ihre tiefsten Regenwälder, wandern durch die Sahara und durchstreifen die Weite der
Grasländer. Kommen Sie mit auf eine Reise durch die verschiedenen Landschaften.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!

Herzliche Grüße
Johanna Fischotter



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