Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
kein Berg zu hoch, kein Weg zu weit. Diesen Leitspruch nehmen elf Frauen vom Volk der Aymara wörtlich: Sie haben sich zum Ziel gesetzt, Berge im bolivianischen Andengebirge zu erklimmen, deren Gipfel höher als 6.000 Meter sind. Fünf haben sie bereits erobert. Vor ihrem tollkühnen Plan standen die Gipfelstürmerinnen im Schatten anderer Bergsteiger. Sie kochten im Basislager für die Kletterer oder trugen die schwere Ausrüstung. Dann hatten sie genug und tauschten Kochtopf gegen Helm, Versorgungsstation gegen Gipfelkreuz. Doch die klassische Bergsteigermontur war nichts für sie. Die wagemutigen Frauen kraxeln in traditionellen bunten Faltenröcken nach oben, während der Andenwind um ihre geflochtenen Zöpfe pfeift. Nun haben die zwischen 42 und 50 Jahren alten Frauen den Aconcagua, den höchsten Berg Südamerikas, ins Auge gefasst.
Frauen, die in Röcken Berge besteigen? So man(n)cher wird in diesem von Männern dominierten Sport nur müde lächeln und es nicht glauben wollen. Doch die Aymara-Frauen beweisen, dass Vorurteile überwunden werden können.
In vielen Teilen der Welt ist es noch immer ein Nachteil, eine Frau zu sein. Bildungschancen und Mitspracherechte werden ihnen häufig verwehrt. Nach wie vor bestimmen Männer das politische und gesellschaftliche Leben in vielen Ländern. Doch immer mehr Mädchen und Frauen begehren auf gegen patriarchale Strukturen und fordern Mitbestimmung, denn sie wollen als gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft wahrgenommen werden.
Mit großer Tatkraft, Kreativität und Mut rufen Frauen auf allen Kontinenten Projekte und Initiativen ins Leben; sie demonstrieren gegen Gewalt, stiften Frieden und organisieren Aktionen zum Schutz ihrer Umwelt oder zur Rettung ihrer bedrohten Kultur.
Lernen Sie die Theatergruppe Giuvlipen aus Rumänien kennen, in der sich Roma-Frauen zusammengeschlossen haben, die gegen Stereotypisierungen, aber auch gegen Missstände innerhalb der eigenen Gemeinschaft anspielen. Begegnen Sie der Donnervogelfrau Winona LaDuke, die auf den Plan tritt, wenn Profitgier und Raubbau an der Natur die Rechte der Erde verletzen. Erfahren Sie mehr von einer 15 Jahre alten Sängerin aus Peru, die Popsongs auf Quechua covert, um ihre Sprache jungen Menschen wieder näher zu bringen. Und machen Sie Bekanntschaft mit Ghame Salem, die in Saudi-Arabien Opfer von Sklaverei geworden ist und nun dieses perfide System in ihrer Heimat Mauretanien bekämpft.
Kein Berg zu hoch, kein Weg zu weit gilt für all diese Frauen, die sich mutig, engagiert und oft auch unter Lebensgefahr für ihre Gemeinschaften einsetzen. Ihre Stimmen dürfen nicht ungehört bleiben!
Ihre Sandy Naake
Redakteurin von bedrohte Völker - pogrom
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