26.01.2016

„Gefangen im Teufelskreis“

Vorstellung der Studie der Gesellschaft für bedrohte Völker über die fatalen Folgen der Zwangsrückführung von Roma, Aschkali und Balkan-Ägypter in den Kosovo im EU-Parlament (27.01.)

Das europäische Parlament. Foto © European Parliament via Flickr

Am Mittwoch, den 27.1.2016, von 15.00 Uhr bis 16.30 Uhr

in den Räumen des Europäischen Parlaments in Brüssel, Raum PHS 5A33

wird die Gesellschaft für bedrohte Völker mit Unterstützung der beiden Europa-Parlamentarierinnen Soraya Post (Schweden) und Cornelia Ernst (Deutschland) in Räumlichkeiten des Europäischen Parlaments in Brüssel ihren Bericht über die katastrophalen Folgen der Zwangsrückführung von Roma, Aschkali und Balkan-Ägypter in den Kosovo vorstellen. Die beiden Politikerinnen wollen die EU dazu aufrufen, sich verstärkt für die unter so bedrohlicher Diskriminierung leidenden Roma-Minderheiten im Kosovo einzusetzen, dass sie dort ein menschenwürdiges Leben führen können.

Zur Präsentation der Studie, die unter Federführung der GfbV-Schweiz entstanden ist und den Leidensweg von aus Deutschland abgeschobenen Angehörigen der Roma-Minderheiten nachzeichnet, sind Medienvertreter sowie Abgeordnete aller im Europaparlament vertretenen politischen Fraktionen herzlich eingeladen.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker wird durch das Vorstandsmitglied der GfbV-Deutschland, Jan Diedrichsen, sowie den Mitarbeiter der GfbV-Schweiz, Stephan Müller, und den Repräsentanten der GfbV in Serbien, Dejan Markovic, vertreten. Der Geschäftsführer der KAAD (Kosovo Agency for Advocacy und Development), Bashkim Ibishi, wird die Delegation begleiten.

Die GfbV hat 70 aus Deutschland abgeschobene oder zur Rückkehr in den Kosovo gedrängte Familien der Roma, Aschkali und Balkan-Ägypter begleitet und ihr Schicksal dokumentiert. Die Bilanz ist erschütternd: Die Minderheitenangehörigen sind im Kosovo einer so gravierenden strukturellen und kumulativen Diskriminierung ausgesetzt, dass sie dort nicht leben können. Fast alle müssen wieder nach Westeuropa fliehen, werden meist schnell wieder aufgegriffen und zurückgeschickt. Im Kosovo beginnt dieser Teufelskreis von vorn, denn dort haben sie kaum Zugang zu Arbeit und Wohnraum, ihre Kinder werden in den Schulen diskriminiert. Wer nicht von Angehörigen, die noch in Westeuropa leben, unterstützt wird, muss hungern.

Die GfbV ruft die Mitgliedsstaaten der EU dringend dazu auf, das Versagen der Regierung des Kosovo endlich zur Kenntnis zu nehmen und von der zwangsweisen Rückführung von Roma, Aschkali und Balkan-Ägyptern, abzusehen, bis wirksame Maßnahmen gegen ihre lebensbedrohliche Diskriminierung ergriffen wurden. Die Menschenrechtsorganisation fordert, die aus dem Kosovo geflohenen Angehörigen dieser Minderheiten zu schützen und diejenigen, die bereits länger in Westeuropa leben, hier zu integrieren, so lange die Diskriminierung andauert. Für sie muss es hier legale Arbeits- und Ausbildungsprogramme geben. Im Kosovo und den anderen Ländern des westlichen Balkans müssen endlich Integrationsprogramme umgesetzt werden.

Den GfbV-Bericht “Lost in Transition” und die deutsche Zusammenfassung “Gefangen im Teufelskreis” finden Sie auf www.gfbv.de

Für Fragen: Jasna Causevic, Südosteuropa-Referentin, GfbV-Deutschland, Tel. 0551 499 06 16

Stephan Müller, Koordinator Minderheiten Westlicher Balkan, GfbV-Schweiz, Tel. +36 20 338 0226 oder +43 699 107 53 644.


Header Foto: European Parliament via Flickr