25.01.2012

Bundeskanzlerin soll sich in China für ein Ende der Gewalt gegen Tibeter einsetzen

Unruhen in Tibet breiten sich aus - Bundeskanzlerin Merkel reist nach China (1.- 3.2.)

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat an Bundeskanzlerin Angela Merkel appelliert, sich bei ihrer China-Reise in der kommenden Woche für ein Ende des Blutvergießens und der Verfolgung in Tibet einzusetzen. "Die Bundeskanzlerin muss die Regierung in Peking nachdrücklich zur Zurückhaltung auffordern und an Chinas internationale Verpflichtungen zum Schutz der Menschenrechte der Tibeter und anderer Minderheiten erinnern", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. "Tibet droht ein Blutbad unter Ausschluss der Weltöffentlichkeit. Es ist nicht die Zeit, nur Höflichkeitsfloskeln auszutauschen und über die Vertiefung der wirtschaftlichen Beziehungen zu beraten." Die Bundeskanzlerin wird China vom 1. bis 3. Februar 2012 besuchen.

Mindestens elf Tibeter sind in den letzten drei Tagen bei Protesten gegen die chinesische Herrschaft in traditionellen tibetischen Siedlungsgebieten im Südwesten Chinas getötet worden. Mehrere Dutzend Menschen wurden durch Schüsse von Sicherheitskräften verletzt. Viele der Verletzten wagen nicht Krankenhäuser aufzusuchen, weil sie fürchten verhaftet zu werden. Willkürlich werden in dem Bezirk Drango (Provinz Sichuan) Tibeter inhaftiert, nachdem es dort zu Protesten gegen die chinesische Herrschaft gekommen war. Hotels mussten auf Anordnung der Behörden schließen, die gesamte Region wurde von Sicherheitskräften abgeriegelt und die Bevölkerung wurde aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen. Wer sich trotzdem auf die Straße begibt, muss damit rechnen erschossen zu werden.

Angesichts des bevorstehenden Jahrestages des Tibet-Aufstands am 10. März hatten die chinesischen Behörden bereits letzte Woche gegenüber Reiseagenturen bekräftigt, dass Ausländer zwischen dem 20. Februar und 30. März 2012 die "Autonome Region Tibet" nicht besuchen dürfen. "Wir rechnen damit, dass sich trotz der gezielten Abriegelung Tibets und tibetischer Siedlungsgebiete die Unruhen in den kommenden Wochen noch weiter ausbreiten werden", sagte Delius. "Die internationale Gemeinschaft darf nicht schweigen, wenn Tibet brennt."

Im Jahr 2011 hat sich die Menschenrechtslage in Tibet massiv verschlechtert. Mindestens 280 Tibeter wurden seit Januar 2011 aus politischen Gründen inhaftiert. Mehr als 840 politische Gefangene aus Tibet sind namentlich bekannt, die tatsächliche Zahl der politischen Gefangenen dürfte weitaus höher sein. Chinas Behörden haben den Druck vor allem auf die buddhistischen Klöster nochmals deutlich erhöht. Aus Hoffnungslosigkeit haben sich 16 Tibeter in den letzten elf Monaten selbst verbrannt.