25.05.2021

Christliche Minderheiten im Irak

Keine Sicherheit im Süden, kaum Hoffnung auf Fortschritte (Pressemitteilung)

Während sich der Irak auf die kommenden Parlamentswahlen am 10. Oktober 2021 vorbereitet, erwägen viele der noch verbliebenen christlichen Gläubigen, in die kurdischen Landesteile umzusiedeln – oder gleich ins Ausland. „Auch wenn in der südirakischen Metropole Basra die Kirchenglocken noch läuten, finden die wenigen Gottesdienste in nahezu menschenleeren Gebetsräumen statt“, berichtet Dr. Kamal Sido, Nahostexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Lebten 2003 noch 2.000 bis 5.000 christliche Gläubige in Basra, sind es heute noch etwa 500. Die meisten haben den Süden des Irak aus Angst verlassen, getötet oder entführt zu werden. 

„Direkt nach dem Sturz des Diktators Saddam Husseins beherrschten radikale schiitische Milizen ganze Stadtviertel in Basra. Täglich gab es Anschläge, auch auf christliche Kirchen“, erinnert Sido. „Viele sehen die Bedingungen für ein normales christliches Leben in Basra noch immer nicht gegeben.“ Früher gab es jeden Sonntag Gottesdienste in 14 bis 18 Kirchen in Basra. Nur in vier dieser Kirchen ist das heute noch so: In der syrisch-katholischen Kirche, der chaldäischen Kirche, der syrisch-orthodoxen und der evangelischen Kirche. Einige Kirchengebäude sind heute zerfallen.

Die christlichen Gemeinschaften im Irak hatten, wie auch yezidische, mandäische und andere religiöse Minderheiten, große Hoffnungen in den Besuch des Papstes im März dieses Jahres gesetzt. Doch auch der Pontifex konnte die irakische Zentralregierung und die irakischen Parteien nicht überzeugen, der Religionsfreiheit und der Lage der Minderheiten im Land mehr Aufmerksam zu schenken. „Auch im Wahlkampf beachten die Parteien diese Probleme kaum“, so Sido. „Die größten Herausforderungen des Landes, nämlich die Beilegung der Konflikte zwischen der Zentralregierung in Bagdad und der Regionalregierung in Kurdistan, die grassierende Korruption, die schwache Infrastruktur und Abhängigkeit des Irak von Erdöleinnahmen sprechen sie kaum an.“ Das größte Problem bleibe aber die Einmischungen der Nachbarstaaten, Iran und Türkei. Während der schiitische Iran radikale schiitische Milizen unterstütze, erhielten sunnitische islamistische Gruppen Hilfe vom NATO-Mitglied Türkei.