20.02.2019

Deutschland: Mehr Initiativen zum Erhalt der sorbischen Sprache gefordert

„Niedergang der kulturellen Vielfalt in Deutschland aufhalten“ (Pressemitteilung)

Anlässlich des Tages der Muttersprache (21.2.) hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) dringend mehr Initiativen angemahnt, die sorbische Sprache in Deutschland zu bewahren und fortzuentwickeln. Bild: Sorben via Flickr. CC BY 2.0.

Anlässlich des Tages der Muttersprache (21.2.) hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) dringend mehr Initiativen angemahnt, die sorbische Sprache in Deutschland zu bewahren und fortzuentwickeln. „Es gibt akuten Handlungsbedarf, das Sorbische in Schulen und beruflicher Bildung stärker zu fördern. Diese Sprache wird bei uns immer weiter zurückgedrängt, nur noch wenige tausend Menschen sprechen im Alltag aktiv sorbisch“, sagte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. „Für ein reiches Land wie Deutschland ist es besonders blamabel, dem Niedergang der kulturellen Vielfalt so wenig entgegenzusetzen. Wenn die Weltkulturorganisation UNESCO über das Sprachensterben in Nepal klagt, dann stimmt dies nachdenklich. Aber es ist bitter, wenn sich im Falle des Sorbischen ein Industrieland als unfähig erweist, die Vielfalt seiner Sprachen zu schützen.“

Etwa 60.000 Sorben leben in Deutschland, rund 40.000 in Sachsen und 20.000 in Brandenburg. Doch nach Angaben des sorbischen Dachverbandes Domowina verwenden aktiv nur rund 17.000 in Sachsen und etwa 5.000 in Brandenburg ihre Sprache im Alltag.

Dringend müsse im Bildungssystem mehr getan werden, um die Kompetenz und Zahl von Sorbisch-Lehrkräften zu verstärken und das Sprachniveau auf allen Ebenen der Gesellschaft zu fördern, forderte die GfbV. Sorbischen Kindern und Jugendlichen müsse es ermöglicht werden, in ihrer Sprache das gleiche mündliche und schriftliche Niveau zu erreichen wie deutschsprachige Kinder. Dabei müsse auch die sorbische Umgangssprache stärker berücksichtigt werden. „Wenn das Sorbische als lebendige Sprache erhalten werden soll, dann muss die Unterrichtsversorgung so regionalisiert werden, dass Sorbisch-Unterricht überall dort angeboten wird, wo er von Eltern und Kindern gewünscht wird“, sagte Delius.

Auch in der dualen Berufsausbildung müsse das Sorbische stärker verankert werden. Es dürfe nicht der Eigeninitiative einzelner Handwerker, Bäcker und Tischler überlassen werden, ihren Lehrlingen berufsbezogenen Fachwörterschatz zu vermitteln, fordert die GfbV.

Eine im Dezember 2018 veröffentlichte Studie der Universität Leipzig hatte dem Sorbisch-Unterricht in Brandenburg schlechte Noten erteilt. Die Lehrkräfte seien oft ungenügend ausgebildet, die Lehrmaterialien veraltet, viele Unterrichts-Stunden würden ausfallen, hieß es in der Studie. Im gleichen Monat hatten sich außerdem sorbische Institutionen in einem Brandbrief an die Ministerpräsidenten Brandenburgs und Sachsens gewandt und dringend Unterstützung gefordert.

Headerfoto: Sorben via Flickr.