18.04.2005
Chinas Öl-Durst verlängert Völkermord in Darfur
Weltsicherheitsrat berät über Öl-Embargo gegen Sudan
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat der Volksrepublik China am Donnerstag vorgeworfen, mit ihrer bereits angekündigten Blockade von UN-Sanktionen gegen den Sudan den Völkermord in Darfur zu verlängern. "Es wäre eine Bankrotterklärung für das Engagement der Vereinten Nationen für Menschenrechte, wenn ein Staat wie die Volksrepublik China mit seinem Veto den Weltsicherheitsrat international lächerlich macht", kritisierte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Statt der Eindämmung des Genozids oberste Priorität zu geben, denke China nur an seine eigene Energieversorgung sowie an die Wahrung seiner wirtschaftlichen Interessen im Sudan. Doch nur ein Ölembargo könne den Druck auf die sudanesische Führung erhöhen, die Verbrechen an der Zivilbevölkerung in Darfur endlich zu beenden. Peking lehnt ein von den USA vorgeschlagenes Ölembargo gegen den Sudan ab, über das der Weltsicherheitsrat am Donnerstag berät.
Chinas Öl-Durst hat in den vergangenen Wochen weltweit zu einer Verknappung der Ölreserven sowie zu einer deutlichen Erhöhung der Rohstoffpreise geführt. Allein im Jahr 2004 wird Chinas Energiebedarf voraussichtlich um 15 Prozent steigen. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres waren die chinesischen Ölimporte gegenüber dem Vorjahr um rund 40 Prozent gestiegen. Der Sudan wird dabei zu einem immer wichtigeren Rohstofflieferanten der Volksrepublik. Schon heute stammen sechs Prozent der Ölimporte Chinas aus dem afrikanischen Staat. Dieser Anteil soll in den kommenden Jahren noch deutlich erhöht werden. So kündigte das sudanesische Energie-Ministerium am 29. Februar 2004 an, die tägliche Fördermenge bis zum zweiten Halbjahr 2005 von 312.000 Barrel Öl auf 500.000 Barrel steigern zu wollen. Der Öl-Export ist heute der wichtigste Devisenbeschaffer des Sudan und bringt jährlich rund zwei Milliarden US-Dollars in die sudanesischen Staatskassen. Dank dieser Einnahmen konnten die sudanesischen Machthaber erst kürzlich neue Rüstungsgüter in Russland erwerben.
Auch wirtschaftlich ist China am Ausbau der sudanesischen Ölindustrie massiv beteiligt. Der staatliche Öl-Konzern China National Petroleum Corporation (CNPC) ist mit 40 Prozent der bedeutendste Anteilseigner an dem Ölkonsortium Greater Nile Petroleum Operating Company (GNPOC), das die zwei wichtigsten Ölfelder in der Provinz Western Upper Nile kontrolliert. Von Sommer 2005 an wird die CNPC darüber hinaus auch öl im Melut-Becken östlich des Nils fördern. Chinesische Firmen bauen bereits an einer 1.392 Kilometer langen Pipeline vom Melut-Becken zum Hafen Port Sudan sowie an einem 215 Millionen US-Dollars teuren Umschlagterminal für Öl-Exporte in der Hafenstadt am Roten Meer.