20.04.2005

"Dschungelkind"- Buch von Sabine Kügler schürt Mythos vom "edlen Wilden"

Als "unsägliche romantische Verklärung von Ureinwohnern" kritisierte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag das in dieser Woche vom Droemer Verlag veröffentlichte Buch "Dschungelkind" von Sabine Kügler. "Das Buch und seine reißerische Vermarktung schüren alte Vorurteile von kannibalischen ‚Eingeborenen’, die in der ‚Steinzeit’ leben. Es ist ein schwerer Rückschlag für unsere Bemühungen, ein realistisches Bild der Lebensverhältnisse und Bedrohung von Ureinwohnern zu vermitteln", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. Sabine Kügler erzählt in dem Buch ihr Leben als Tochter eines deutschen Missionars, der die Sprache der Fayu im von Indonesien annektierten Westpapua studierte, um diese Ureinwohner im Auftrag der unter Ethnologen umstrittenen US-amerikanischen Wycliff-Bibelgesellschaft zum Christentum zu bekehren.

 

"Die von den Vereinten Nationen Ende Dezember 2004 beschlossene "Zweite Dekade der Indigenen Völker" ist nutzlos, wenn Bücher wie das "Dschungelkind" den Mythos des "edlen Wilden" gezielt fördern", kritisierte Delius. Die katastrophalen Lebensbedingungen der Urbevölkerung Westpapuas zeigten, dass eine Idealisierung ihres Lebens verantwortungslos sei und den Fayu mehr schade als nütze.

 

"Mit keinem Wort geht Kügler auf die schweren Menschenrechtsverletzungen der indonesischen Armee ein, der seit 1963 zehntausende Papua zum Opfer fielen". Unerwähnt bleibe auch die Zerstörung des Lebensraumes der Urbevölkerung durch Rodung der Regenwälder, Anlage von Ölpalmplantagen und Bergbauprojekte.

 

Dabei waren die 400 halbnomadischen Fayu, bei denen Kügler bis zu ihrem 17. Lebensjahr lebte, in den letzten Jahren von einem gigantischen Industriekombinat bedroht, das am Mamberamo-Fluss und seinen Nebenflüssen entstehen sollte. Stattdessen glorifiziere Kügler die Arbeit ihres Vaters als Missionar, in dem sie behauptet, er habe den "kriegerischen Fayu die Liebe" und mehr Wohlstand gebracht.

 

"Auch überrascht Küglers Kokettieren mit ihren Schwierigkeiten, sich in Europa einzuleben, da sie ihre eigene Lebensgeschichte äußerst professionell vermarktet".