15.08.2011

Katastrophenhilfe muss dringend aufgestockt werden - Nomaden brauchen mehr Hilfe

Bundesminister Niebel reist nach Kenia

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat besondere Hilfen für von der Dürre bedrohte Nomaden in Kenia, Uganda und Somalia gefordert. "Deutschland muss seine Katastrophenhilfe für Ostafrika aufstocken und dabei besonders die dramatische Lage der Nomaden berücksichtigen", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen. Denn diese Nomaden zählen zu den wenigen Gruppen, die in unwirtlichen Regionen des Horn von Afrikas überhaupt in der Lage sind, langfristig zu überleben.

"Doch den Turkana-Nomaden im Nordwesten Kenias droht nun das Aus, wenn nicht neue Brunnen erbaut und ihre Viehherden erhalten werden." Die Turkana zählen zu den ältesten Völkern der Welt und blicken auf eine Geschichte von mindestens anderthalb Millionen Jahren zurück. "Ihr Untergang wäre ein enormer Verlust für das Weltkulturerbe."

Sowohl im Norden Kenias, als auch im Nordosten Ugandas und in Somalia sind vor allem Nomaden vom Klimawandel und immer häufiger auftretenden Dürren betroffen. So spitzt sich auch die Situation der Karamojong-Nomaden in der Region Karamoja in Norduganda immer mehr zu, wo mehr als zwei Millionen Menschen unter den Folgen der Dürre leiden.

Am schlimmsten ist die Lage im Süden und in der Mitte Somalias. Dort könnte die Flucht tausender Menschen vor Hunger und Krieg verhindert werden, wenn diese Nomaden nun gezielt Hilfe bekommen würden bei der Versorgung ihrer Viehherden. "Erst wenn ihr Vieh massenhaft stirbt, fliehen die Nomaden und werden von Selbstversorgern zu Almosenempfängern, die auf kostspielige internationale Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind", sagte Delius. Da es in den Hungergebieten im Süden Somalias an Viehfutter fehlt, sind viele Viehherden von Vernichtung bedroht. Viele Tiere werden nun notgeschlachtet, so dass die Nomaden beim Verkauf des Fleisches nur noch die Hälfte ihres normalen Erlöses erzielen. So haben sie weniger Geld zur Verfügung, um Nahrungsmittel zu kaufen, deren Preise innerhalb kürzester Zeit um mehr als zweihundert Prozent gestiegen sind. "Wer diesen Nomaden nun Viehfutter zur Verfügung stellt, ermöglicht es ihnen, in ihrer Heimat zu bleiben und nicht die entbehrungsreiche Flucht in das Nachbarland Kenia anzutreten, in dem den Flüchtlingen nur widerwillig Aufnahme gewährt wird."

"Doch dies setzt ein Umdenken voraus, nicht nur bei den Regierungen Ostafrikas, sondern auch in der Entwicklungs- und Katastrophenhilfe", sagte Delius. "Nomaden müssen mit ihren besonderen Bedürfnissen endlich ernster genommen werden. Sie entsprechen vielleicht nicht dem Ideal moderner Agrarproduktion, sind aber ein wichtiger Faktor in der Volkswirtschaft dieser Staaten."