14.07.2014

Mali: Bewaffnete Islamisten bleiben gefährlich - Tuareg-Konflikt ungelöst

Frankreich erklärt „Operation Serval“ in Mali für beendet

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat eine kritische Bilanz der „Operation Serval“ französischer Truppen in Mali gezogen, mit der der Vormarsch radikaler Islamisten gestoppt und der Staat Mali stabilisiert werden sollte. „Anderthalb Jahre nach Beginn der französischen Intervention erlebt Nord-Mali eine neue Welle der Gewalt. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann radikale Islamisten auch wieder Kontrolle über größere Landstriche und Städte im Norden Malis bekommen werden“, erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen. „Malis Regierung hat die Chance nicht genutzt, den Norden des Landes während des französischen Militär-Einsatzes zu stabilisieren und einen umfassenden Frieden mit den Tuareg auszuhandeln.“ Die Rebellion der Tuareg war im Jahr 2012 von radikalen Islamisten für ihren Vormarsch auf die Hauptstadt Bamako und für die Verhängung der Scharia in weiten Landesteilen genutzt worden. Frankreichs Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian hat heute die am 11.Januar 2013 begonnene „Operation Serval“ offiziell für beendet erklärt. Sie soll durch die Antiterror-Aktion „Barkhane“ abgelöst werden, die den gesamten Sahel-Raum erfassen soll.

In den letzten Wochen war es trotz eines Waffenstillstandsabkommens zwischen der Armee Malis und Tuareg-Freiheitsbewegungen immer wieder im Norden Malis zu neuen Kämpfen gekommen. Erst am letzten Freitag ereigneten sich Bewaffnete Auseinandersetzungen in der Region zwischen Kidal und Gao. So wurden nahe der 100 Kilometer südlich von Kidal gelegenen Orte Anéfis und Tabankort Stellungen der Tuareg-Bewegung MNLA (Bewegung für die Unabhängigkeit des Azawad) angegriffen. Sowohl die Armee, als auch die von Arabern betriebene Rebellenbewegung MAA (Arabische Bewegung des Azawad) bestritten, für die Verletzung des Waffenstillstandsabkommens verantwortlich zu sein.

Auch konnten sich radikal-islamistische Kämpfer in ländlichen Regionen Nord-Malis neu gruppieren und Kontrolle über einige kleinere Ortschaften gewinnen. Die UN-Friedenstruppen und die Armee Malis äußerten bereits ihre große Besorgnis über das Erstarken der Islamisten. „Es ist nur eine Frage der Zeit, wann islamistische Kämpfer erneut versuchen, Kontrolle über größere Städte zu gewinnen“, warnte Delius. „Wir stehen heute vor einer ähnlichen Situation im Norden Malis wie im Jahr 2012. Zwar gibt es noch zwischen der Armee und den Tuareg-Freiheitsbewegungen einen Waffenstillstand. Doch Vertrauen besteht nicht zwischen den Konfliktparteien. Malis Regierung hat es versäumt, die zwölf Monate nach dem Ende der größten Kampfhandlungen im Norden zu nutzen, um die Versöhnung zwischen den verfeindeten Bevölkerungsgruppen der Tuareg, Peuls, Araber und anderer afrikanischer Gruppen voranzutreiben und einen dauerhaften Frieden zu vereinbaren.“

Nach einem Jahr der Blockaden und Hemmnisse sollen am kommenden Mittwoch in der algerischen Hauptstadt Algier Vermittlungsgespräche zwischen Tuareg und der Regierung Malis stattfinden. „Doch nach den jüngsten Kämpfen und Verdächtigungen stehen diese Vermittlungsbemühungen unter denkbar schlechten Vorzeichen und werden kaum erfolgreich sein“, erklärte Delius. „Ohne eine Lösung des Tuareg-Konflikts ist der Norden Malis aber langfristig nicht zu stabilisieren.“


 

Ulrich Delius, der Afrikareferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, ist erreichbar unter Tel. 0551 49906 27 oder afrika@gfbv.de.