04.07.2016

Mauretanien geht erneut gegen Sklaverei-Kritiker vor

Freilassung von sechs inhaftierten Menschenrechtlern gefordert (Pressemitteilung)

Balla Touré, Pressesprecher der Antisklavereiorganisation IRA, ist einer der sechs Kritiker, die festgenommen wurden. Foto: Alakhbar

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert die Freilassung von sechs Menschenrechtsverteidigern der Anti-Sklaverei-Organisation IRA, die in der vergangenen Woche in Mauretanien verhaftet wurden. „Wieder einmal macht die mauretanische Polizei gezielt Menschenrechtler mundtot, indem sie Sklaverei-Kritiker kriminalisiert“, sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen. „Wer Menschenrechte verteidigt, lebt in Mauretanien gefährlich, obwohl man nach außen hin gerne den Anschein eines Rechtsstaates erweckt.“

Die Behörden begründen ihr harsches Vorgehen mit der angeblichen Verstrickung der Menschenrechtler in Proteste von Slumbewohnern. Diese ehemaligen Sklaven (Haratin), die seit 20 Jahren in dem Slum am Rande der mauretanischen Hauptstadt Nouakchott leben, hatten am 29. Juni gegen ihre bevorstehende Zwangsumsiedlung protestiert. Sie sollten vor dem Gipfeltreffen der Arabischen Union im Juli verschwunden sein, um den ausländischen Gästen ein schöneres Stadtbild zu präsentieren. Die IRA wurde im Rahmen einer gezielt über die staatlichen Medien lancierten Kampagne für die zum Teil auch gewaltsamen Proteste verantwortlich gemacht und im Staatsfernsehen als „staatsfeindlich“ und als „Gefahr für die Staatssicherheit“ bezeichnet. Kurz danach ging die Polizei mit Razzien gegen das Führungspersonal der IRA vor. Unter den Festgenommen sind der IRA-Vizepräsident Amadou Tidjane Diop, der Pressesprecher Balla Touré sowie Abdellahi Matalla Seck, der IRA-Verantwortliche dem Hauptstadt-Vorort.

Erst am 17. Mai 2016 hatte das Oberste Gericht Mauretaniens die Strafverfolgungsbehörden des Landes in die Schranken verwiesen und die sofortige Freilassung des IRA-Präsidenten Biram Dah Abeid und seines Stellvertreters Brahim Ramdhane angeordnet. Sie waren nach einer Anti-Sklaverei-Demonstration zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden und hatten 18 Monate ihrer Strafe verbüßt. Die beiden wurden am vergangenen Donnerstag in den USA vom US–Außenministerium zu „Helden im Kampf gegen den Menschenhandel“ erklärt und mit einem Preis geehrt.

Trotz immer neuer internationaler Ehrungen verweigern Mauretaniens Behörden der IRA seit sechs Jahren die Anerkennung als Nichtregierungsorganisation (NGO). Biram Dah Abeid wurde 2011 auf Vorschlag der GfbV mit dem Weimarer Menschenrechtspreis ausgezeichnet.


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