08.02.2023

Nach dem schweren Erdbeben

Staudamm bei Afrin in kritischem Zustand

Das Erdbeben in der Türkei und Syrien hat dem Maydanki-Staudamm bei Afrin weitere schwere Schäden zugefügt. „Der Staudamm bei Afrin wurde bereits vor fünf Jahren durch türkische Luftangriffe während der völkerrechtswidrigen Invasion in die kurdische Region beschädigt“, berichtete Dr. Kamal Sido, Nahostexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), am heutigen Mittwoch in Göttingen. „Das verheerende Erdbeben hat nun weitere Risse verursacht. Die Menschen in der türkisch besetzten Region sind in großer Sorge, dass der Damm durch weitere Nachbeben oder Regenfälle brechen könnte.“

Der GfbV liegen Bilder vor, auf denen die Schäden deutlich zu sehen sind. Experten in Afrin, die anonym bleiben wollen, bestätigten die Gefährlichkeit der Risse im Dammkörper. „Nach der Besatzung durch die Türkei im März 2018 haben türkische Militärs und syrische Islamisten die Anlagen am Staudamm geplündert und viel Metall als Schrott verkauft. „Die für Wartungsarbeiten zuständigen Ingenieure wurden entweder getötet oder mussten fliehen. Deshalb werden die neuen Schäden nicht einmal notdürftig repariert“, so Sido. Sollte der Staudamm tatsächlich bersten, wären Hunderttausende Menschen in Afrin und der benachbarten türkischen Provinz Hatay bedroht. Hatay ist mehrheitlich von arabischen Aleviten bewohnt und schwer vom Erdbeben betroffen.

Der Maydanki-Staudamm liegt am Fluss Afrin, etwa 12 Kilometer nordöstlich der Stadt Afrin. Er ist 73 Meter hoch, 385 Meter breit an der Basis, 980 Meter lang an der Spitze, 10 Meter breit an der Spitze. Sein maximales Speichervolumen beträgt 230 Millionen Kubikmeter. Aufgrund der jahrelangen Trockenheit und der antikurdischen Wasser-Politik der Türkei ist der Stausee allerdings nur zur Hälfte gefüllt.