07.12.2009

Russische Indigene durch Ausbeutung von Rohstoffvorkommen bedroht!

Russland:

Vor einem Hirtenzelt. Autonomer Bezirk der Nenzen, Russische Föderation. Foto: Joachim Otto Habeck.

Die Halbinsel Jamal in der russischen Arktis sei die Schlüsselregion für Russland, erklärte Premierminister Wladimir Putin vor kurzem. Hier lagern enorme Öl- und Gasreserven. Für deren Erschließung werden momentan auf Jamal eine Eisenbahnlinie und zwei Pipelines gebaut, von denen eine, die Nordsee-Pipeline Nord Stream. Gas u.a. nach Deutschland führen soll. Das Projekt findet mit deutscher Beteiligung statt: 20 Prozent der Nord Stream sind im Besitz von E.ON und Aufsichtsratsvorsitzender des Pipelinekonsortiums ist Altbundeskanzler Schröder.

Die Entdeckung der Rohstoffe auf Jamal ist für die dort lebende indigene Bevölkerung der Nenzen eine Katastrophe. Sie fürchten, dass die Erschließung der Öl- und Gasvorkommen die Tundra zerstört und damit die Grundlage ihrer traditionellen Lebensweise. Auch durchschneidet die Pipeline den Wanderweg ihrer Herden, sodass sie gezwungen wären, ihre Lebensweise als Halbnomaden aufzugeben. Die Bauarbeiten für die Bahn haben bereits große Tundragebiete verwüstet, Müll wird auf den riesigen Baustellen liegen gelassen, berichten Sprecher der indigenen Nenzen. Rentiere und Rotwild fressen die Abfälle und verenden daran und schwere Maschinen zerstören die Tundra auch außerhalb der Baustellen. Es gibt kein unabhängiges Ökologiemonitoring in dem Gebiet und internationale Standards für Bau- und Explorationsarbeiten werden nicht eingehalten.

Von den rund 41.000 Nenzen leben 10.000 als halbnomadische Rentierzüchter. Im Sommer ziehen sie mit ihren 300.000 Rentieren zwischen 500 und 1.000 km in den Norden der Insel, den Winter verbringen sie im Süden. Mit den Samen in Schweden und Finnland sind sie eine der letzten halbnomadischen Rentierzüchtergruppen weltweit.

Schon heute ist ihre traditionelle Lebensweise bedroht, denn sie leiden unter den Folgen des Klimawandels. Klimaerwärmung und die Veränderung des Wetters beeinträchtigen sie stark:Während die Nenzen traditionell im November auf dem zugefrorenen Ob in den Süden wanderten, um ihre Winterlager aufzuschlagen, war im letzten Jahr das Eis erst Ende Dezember dick genug, um darauf zu gehen. So hatten die Rentiere zwischen November und Dezember nicht genug Futter und mussten hungern. Im Frühjahr schmilzt der Schnee schneller, so dass es für die Rene beschwerlich ist, die Schlitten zu ziehen.

Die an der Ausbeutung der Rohnstoffe beteiligten Konzerne und Staaten müssen Verantwortung übernehmen und die indigene Bevölkerung in ihre Entscheidungen mit einbeziehen. Die Tundra darf nicht durch die Erschließung der Rohstoffvorkommen zerstört werden. Die russische Regierung hat den Nenzen Häuser in der Hauptstadt Jamals, Salechard angeboten. Dies geht jedoch vollkommen an den Wünschen und Bedürfnissen der Nenzen vorbei.

Wir fordern deshalb E.ON als beteiligtes Unternehmen an der Nord Stream Pipeline auf, die Einhaltung internationaler Standards bei den Bauvorhaben durchzusetzen und wie der Internetseite zu entnehmen ist, der Selbstverpflichtung zum "Schutz von Regionen und Ureinwohnern" nachzukommen.

Bitte unterstützen Sie unseren Appell an den Vorstandsvorsitzenden von E.ON, Herrn Dr. Johannes Teyssen, die selbst gesetzten Standards auf Jamal einzuhalten und die Nenzen zu schützen.

Aktualisiert am 26. Juli 2010

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