25.11.2015

Vietnamesischer Staatspräsident zu Besuch in Berlin

Deutschlands strategischer Partner Vietnam verletzt Menschenrechte - Glaubensfreiheit einfordern! (Pressemitteilung)

© manhhai via Flickr

Die anhaltende Verletzung der Glaubensfreiheit in Vietnam muss ein Thema bei den Gesprächen der deutschen Bundesregierung mit Staatspräsident Truong Tan Sang sein, fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). „Trotz des verfassungsrechtlichen Schutzes der Religionsfreiheit werden engagierte Gläubige in Vietnam verhaftet, geschlagen, Kirchen beschlagnahmt oder zerstört“, kritisierte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. „Ein neues Religionsgesetz, das im Jahr 2016 in Kraft treten soll, wird die Glaubensfreiheit nicht sichern, sondern noch stärker einschränken. Mit seinen vagen Formulierungen wird es den Behörden noch mehr Handhabe geben, Katholiken, Protestanten, Buddhisten und andere Glaubensgemeinschaften willkürlich zu drangsalieren und Gläubige an der Religionsausübung zu hindern.“ Vietnams Staatsoberhaupt wird heute aus Anlass des 40-jährigen Bestehens der diplomatischen Beziehungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Joachim Gauck und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier empfangen.

Als Beispiel für die Willkür von Sicherheitskräften und Behörden schilderte Delius ein aktuelles Schicksal: Der katholischen Menschenrechtler Tran Minh Nhat wurde in den vergangenen zwei Wochen gleich zweimal willkürlich festgenommen und bei Verhören gefoltert. Zuletzt wurde er am 17. November 2015 in der Provinz Lam Dong von Polizisten in Zivilkleidung überwältigt und geschlagen. Er wollte einen Arzt aufsuchen, um sich wegen der Verletzungen behandeln zu lassen, die er bei seiner Festnahme am 8. November erlitten hatte. Damals wurde er gemeinsam mit dem katholischen Menschenrechtler Chu Manh Son von Polizisten im Zentralen Hochland verhaftet. Lokale Mitarbeiter der Kommunistischen Partei schlugen sie während ihres zwölfstündigen Gewahrsams bei der Polizei, um sie zur Unterzeichnung von „Geständnissen“ zu zwingen. Nhat war erst im August 2015 nach vierjähriger Haft freigekommen, Son war Jahr 2014 nach 30-monatiger Haft freigelassen worden. Sie waren wegen angeblicher Propaganda gegen die Regierung bzw. „Umsturz“-Versuchs verurteilt worden.

Im Zentralen Hochland Vietnams, in dem viele indigene Völker leben, gehen die Behörden rigoros gegen Gläubige vor, um „Religion auszumerzen“. Denn viele Angehörige der Bergvölker sind Katholiken oder gehören protestantischen Hauskirchen an. Erst im Oktober 2015 drohten die Behörden mit der Zerstörung von 22 Kapellen in der Diözese Kontum. Aber auch in den Städten gibt es Probleme für christliche Einrichtungen. So protestierten Buddhisten, Protestanten und Katholiken gemeinsam im Oktober 2015 in Ho Chi Minh City (dem früheren Saigon), um die Zerstörung einer von katholischen Nonnen betriebenen Grundschule zu verhindern.

Mehr als die Hälfte der 93 Millionen Bewohner Vietnams sehen sich als Buddhisten an, Katholiken stellen rund sieben Prozent der Bevölkerung, Protestanten zwei Prozent und Cao Dai drei Prozent.


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