17.04.2010

Wer sind die Kopten und warum werden sie verfolgt?

Bericht zur Veranstaltung

Bischof der koptischen Kirchen in Deutschland Anba Damian

Göttingen / Victor-Gollanzc-Haus

Am Donnerstag, den 15. April 2010, war der Bischof der koptischen Kirchen in Deutschland Anba Damian zu Gast bei einer Veranstaltung der GfbV im Victor-Gollancz-Haus und berichte über die Situation der Kopten in ihrem Heimatland Ägypten.

"Dass die Kopten heute noch in Ägypten leben, ist ein Weltwunder", formulierte der Erzbischof der koptischen Kirche Deutschland, Anba Damian, am Donnerstagabend (15.04.2010) bei der GfbV-Veranstaltung: "Wer sind die Kopten und warum werden sie verfolgt?", die vom Nahostreferenten der GfbV Dr. Kamal Sido moderiert und organisiert wurde. Nach einer Begrüßung und einleitenden Worten von Tilman Zülch und Pastor Harald Storz berichtete Damian über die Geschichte und Situation der Kopten in Ägypten:

Die Kopten in Ägypten sind die größte christliche Religionsgemeinschaft im Nahen Osten. Der Ausdruck "Kopten" kommt aus dem Griechischen: Die alten Ägypter wurden ursprünglich als "Aigyptos" bezeichnet. Seitdem 641 n. Chr. arabische Muslime das Land eroberten, wird der Begriff nur noch auf die einheimischen Christen angewendet.

Die Kopten beanspruchen für sich, die wahren Nachfahren der altägyptischen Bevölkerung der Pharaonenzeit zu sein. Heute stellen die Christen mit acht bis zehn Millionen Menschen bis zu 12,5 Prozent der etwa 79 Millionen ägyptischen Staatsbürger. Die Mehrheit der Kopten gehört der altorientalisch-orthodoxen Kirche an. Es gibt aber auch einige koptische Katholiken. Die griechisch-orthodoxen, griechisch-katholischen und protestantisch-arabischen Christen bilden jeweils nur kleine Gemeinschaften.

Dass im Gegensatz zu den anderen christlichen Religionsgemeinschaften in Ägypten vor allem aber die Kopten Diskriminierung und Gewalt vonseiten der sich zunehmends radikalisierenden Gesellschaft und Regierung ausgesetzt sind, liegt laut Damian daran, dass die Katholiken beispielsweise gute Beziehungen zu Rom haben und die Protestanten zu evangelischen Kirchen in Europa, die Kopten allerdings keine ausländische Lobby hinter sich hätten. So fange die Benachteiligung von Kopten in der Schule an, wenn Lehrer einem Schüler eine schlechtere Note geben, bevor dieser überhaupt ein Wort gesagt hat, aber seine koptische Zugehörigkeit bekannt ist: "Wir müssten immer sehr gut sein, um gut beurteilt zu werden." Das Bauen oder Renovieren von Kirchen unterliegt strengen staatlichen Restriktionen und selbst wenn ein Kopte ein Haus kauft, muss er sich vorher verpflichten, dieses nicht für Gottesdienste zu nutzen.

Obwohl die Geschichte der Kopten geprägt ist von Verfolgung und Diskriminierung, Damian bezeichnete die koptische Kirche gar als Märtyrerkirche, scheint die Unterdrückung nach 1971 und derzeit seit 1991 neue Ausmaße des Terrors zu erreichen. Protestieren Kopten und fordern ihre Rechte ein, bezichtigt man sie des Verrats. "Aber wir demonstrieren nicht, weil wir Verräter unseres Landes sind, sondern weil wir leiden", sagte Damian.

Afrika- und Asienreferent Ulrich Delius fasste anschließend aus Sicht der GfbV die größten Probleme zusammen, mit denen Kopten konfrontiert sind: die Straflosigkeit der Täter, Diskriminierun bezüglich freier Religionsausübung, der Unterrepräsentation in öffentlichen Ämtern sowie im Parlament und nicht zuletzt die Schulbücher, in denen die Geschichte, die Kultur und die Religion der Kopten falsch dargestellt werde.

Auf die Frage aus dem Publikum, was man als europäischer Bürger gegen diese Ungerechtigkeit machen könne, antwortete Delius, dass vor allem der Druck der europäischen Staaten gegenüber der ägyptischen Regierung fehle und möglichst viele Leute Politiker auffordern sollten, bei einem Staatsbesuch in Ägypten die Lage der Kopten zu thematisieren.

Hier einige Bilder zur Veranstaltung:

 

Für Fragen wenden Sie sich an den GfbV-Nahost-Referenten Kamal Sido (nahost@gfbv.de, 0551-4990618).

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