Haratin

- Afrika -

Die Haratin, die auch als „schwarze“ Mauren bezeichnet werden, sind Nachkommen von schwarzafrikanischen Sklaven. Ein Großteil von ihnen lebt in Mauretanien, aber auch in der Westsahara, Marokko, im Senegal, Algerien und Mali sind Angehörige der Volksgruppe anzutreffen.

Der Begriff Haratin wurde aus dem arabischen Wort für Freiheit abgeleitet und lässt sich als „die nachträglich Befreiten“ übersetzen. Es ist die Umschreibung für die Entstehung des Volkes, das sich 1905 nach der ersten offiziellen Abschaffung der Sklaverei in Mauretanien gebildet hat. Gleichzeitig wird der Begriff bis heute in Mauretanien verwendet, um die Haratin von den hellhäutigeren, „weißen“ Mauren, den Beidan, zu unterscheiden. Diese kontrollieren die Wirtschaft und die überwiegende Mehrheit der Staatsverwaltung, inklusive der Regierung, des Militärs und der Polizei.

Obwohl die Sklaverei in Mauretanien 1981 erneut offiziell abgeschafft wurde, besteht sie in der Praxis weiter und so leben heute immer noch viele Haratin unter den Bedingungen der Leibeigenschaft. Schätzungen zu Folge sind es landesweit bis zu 500.000 Menschen, 90 Prozent davon Frauen und Kinder. Die Haratin sind aufgrund der Zugehörigkeit zu einer „Sklavenkaste“ Diskriminierung und Marginalisierung ausgesetzt. In vielen Fällen bleiben auch befreite Haratin bei ihren alten „Herren“, da sie ökonomisch, kulturell und psychologisch an sie gebunden sind und sie keine andere Möglichkeit für ihr Leben sehen.

2007 bis 2008 verbesserte sich die Situation für die Haratin kurzfristig, nachdem die mauretanische Staatsführung unter dem neu gewählten Präsidenten Sidi Ould Cheikh Abdallahi ein Gesetz zur Bestrafung der Sklaverei verabschiedete. In einem Militärputsch wurde Abdallahi jedoch im August 2008 gestürzt und der neuen Regierung fehlt es an politischen Willen, die vorhandenen Gesetze wirksam durchzusetzen und somit die Sklaverei in dem Land zu bekämpfen. Bis heute leugnet die aktuelle Regierung, dass es Sklaverei in ihrem Land gebe und bezeichnet sie als Phänomen der Vergangenheit.


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Foto: ©Aimee Brown/Oxfam

Konflikte in Afrika: Ein Kontinent kommt nicht zur Ruhe

Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) hat 414 Konflikte für das Jahr 2013 gezählt. 45 Konflikte gelten als "hochgewaltsam", darunter 20 als "Kriege". Mehr als die Hälfte davon werden in Afrika ausgetragen. Längst sind die Konflikte in Afrika bei uns in Europa angekommen. Menschen begeben sich auf eine beschwerliche Reise über das Meer, um Kriegen und Diktaturen zu entfliehen. Die internationale Gemeinschaft setzt sich selten mit den Hintergründen ihrer Flucht auseinander; sie schweigt und scheint nahezu handlungsunfähig angesichts der immer weiter eskalierenden Konflikte zu sein.

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