11.03.2016

Angriff auf Menschenrechtler und Journalisten im Nordkaukasus

Kreml mitverantwortlich, Chancen für Aufklärung äußerst gering (News)

Im Nordkaukasus griffen bewaffnete Männer Journalisten und Menschenrechtsverteidiger an. Vier von ihnen wurden so schwer verletzt, dass sie ins Krankenhaus mussten. Foto: Serkan Mercan via Flickr [Symbolbild]

Am 9. März 2016 wurden Journalisten und Menschenrechtsverteidiger, die in einem Minibus von Inguschetien aus nach Tschetschenien fuhren, von mehr als 20 Männern angegriffen. Die Angreifer hatten Messer und Schlagstöcke, sie verletzten die neun Insassen des Busses mitunter so schwer,  dass vier von ihnen, zwei russische Menschenrechtsverteidiger sowie eine Journalistin aus Schweden und ein norwegischer Journalist, später im Krankenhaus behandelt werden mussten. Sie seien Terroristen und hätten hier nichts zu suchen, riefen die Angreifer, die den Minibus zuvor mit ihren Autos verfolgt hatten. Nachdem sie die Insassen ausgeraubt und verletzt hatten, zündeten sie den Minibus an.

Die Reise war vom „Komitee gegen Folter“ organisiert worden. Diese Menschenrechtsorganisation wird seit Jahren in Tschetschenien verfolgt. Sie ist Teil der „Gemeinsamen Mobilen Gruppe“, eines Zusammenschlusses von russischen Menschenrechtsorganisationen, der regelmäßig Mitarbeiter nach Tschetschenien schickt, um dort Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren und  Opfern zu helfen. 2015 wurde das Komitee auf die Liste der „ausländischen Agenten“ gesetzt. Im Sommer 2015 hatten Bewaffnete das Büro der Organisation in Grosny zerstört, Vertreter der tschetschenischen Regierung hatten den Leiter, Igor Kalypin, mehrmals als Terroristen bezeichnet.

Gerade in den letzten Monaten haben die Beschimpfungen, Bedrohungen und Verunglimpfungen von Journalisten, Menschenrechtlern und politisch Andersdenkenden durch den tschetschenischen Regierungschef Ramzan Kadyrow wieder massiv zugenommen. Der russische Präsident Putin lässt ihn gewähren. Dadurch entsteht eine Stimmung, die von Schlägern und Kriminellen ausgenutzt wird. Leidtragende sind die Menschen, die sich für Gerechtigkeit, Menschenrechte und Demokratie einsetzen. Dieser Übergriff wird, wie viele zuvor, nicht aufgeklärt werden, daran hat weder Moskau ein Interesse noch Grosny. Dort ist es den Machthabern vielmehr daran gelegen, überhaupt keine Informationen in Sachen Menschenrechtsverletzungen mehr nach außen zu lassen.  Dem sind sie mit dem Angriff gegen ausländische Journalisten nun einen weiteren Schritt näher gekommen.


Header Foto: Serkan Mercan via Flickr