21.08.2018

Christen fürchten Schließung ihrer Schulen in Nordsyrien

Appell an kurdisch dominierte Verwaltung: Christlichen Privatschulen keine neuen Lehrpläne aufzwingen! (Pressemitteilung)

Die assyrisch-aramäischen und armenischen Gemeinden in Jazira fühlen sich durch einen in den sozialen Medien kursierenden Erlass der Verwaltung, ihre privaten und kirchlichen Schulen in der Provinz Al-Hasaka umgehend „registrieren“ zu lassen, unter Druck gesetzt. Bild: Russell Watkins/Department for International Development via Flickr [Symbolbild]

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und der Zentralverband der assyrischen Vereinigungen in Deutschland und Europäische Sektionen (ZAVD) haben an die kurdisch dominierte autonome Selbstverwaltung der nordsyrischen Region Jazira appelliert, christlichen Privatschulen in der Provinz Al-Hasaka keine neuen Lehrpläne aufzuzwingen. „Viele assyrisch-aramäische sowie armenische Christen befürchten, dass die Zeugnisse ihrer Kinder im Falle einer Änderung der Lehrpläne weder von der Regierung in Damaskus noch anderswo anerkannt werden und so ihre Zukunftspläne eingeschränkt werden könnten“, sagte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido am Dienstag in Göttingen. Der Menschenrechtler warnte: „Die Sorgen und Ängste der christlichen Gemeinschaften müssen gleichberechtigt ernst genommen werden. Sonst kann schnell der Eindruck entstehen, dass Christen in Nordsyrien nicht mehr willkommen sind. Die Region ist jedoch seit Jahrtausenden auch ihre Heimat, die sie gemeinsam mit den Kurden vor radikalislamistischen, von der türkischen Regierung unterstützten Gruppen schützen müssen. Diese bedrohen den Frieden und das Leben aller Volksgruppen in Nordsyrien.“

Die assyrisch-aramäischen und armenischen Gemeinden in Jazira fühlen sich durch einen in den sozialen Medien kursierenden Erlass der Verwaltung, ihre privaten und kirchlichen Schulen in der Provinz Al-Hasaka umgehend „registrieren“ zu lassen, unter Druck gesetzt. „Viele sind beunruhigt, dass dieser Erlass eine vollständige Schließung dieser Schulen bedeuten könnte, wenn ihm nicht nachgekommen wird“, berichtete Sido. Rund 7.000 Schülerinnen und Schüler hätten dann keinen Unterricht mehr. Das neue Schuljahr beginnt Anfang September 2018.

Die Provinz Al-Hasaka mit ihrer kurdischen, arabischen, christlichen und yezidischen Bevölkerung wird bisher von kurdischen „Volksverteidigungseinheiten“ (YPG) gemeinsam mit assyro-aramäischen sowie arabischen Verbänden gegen den „Islamischen Staat“ (IS) und andere radikalislamistische Gruppen erfolgreich verteidigt. Dieser Einsatz der YPG gegen den IS und das von der autonomen Verwaltung propagierte multiethnische und multireligiöse Projekt finden weltweit große Anerkennung. „Sollte der Streit über die Lehrpläne nicht bald und im Interesse der christlichen Minderheiten sowie im Sinne eines friedlichen Miteinander beigelegt werden, wird das Ansehen der nordsyrischen autonomen Verwaltung große Schaden nehmen“, befürchtet Sido.

Headerbild: Russell Watkins/Department for International Development via Flickr