Die Statue der Menschenrechte von Charles-Romain Capellaro (1826-1899) aus dem Jahr 1890 steht in Aurillac, Frankreich.

Foto: © Père Igor/Wikipedia CC BY-SA 4.0

Liebe Leserin, lieber Leser,


in Tansania kämpft der Anwalt Joseph Moses Oleshangay für die Rechte der Maasai. Die tansanische Regierung will sie aus ihren Siedlungsgebieten vertreiben und setzt dafür sowohl offene Gewalt als auch heimtückischere Methoden ein: die Manipulation von Wahlregistern, vorenthaltene medizinische Versorgung, künstliche Verknappung von Nahrungsmitteln, die Kriminalisierung kultureller Ereignisse und eine Propaganda des angeblichen Naturschutzes.

Das alles, die prekäre Situation der Maasai, hat mehr mit Deutschland zu tun, als viele im ersten Moment vielleicht glauben. Aber erstens war auf dem Gebiet des heutigen Tansania früher eine deutsche Kolonie. Zweitens prägte der deutsche Zoologe Bernhard Grzimek maßgeblich die Vorstellung einer „menschenfreien Natur“ mit und trug zur Vertreibung der Maasai aus der Serengeti bei. Und drittens zahlt Deutschland Tansania bis heute Gelder, die vor allem in eine gefährliche Vorstellung von Naturschutz fließen. Im September 2024 war Oleshangay deswegen in Deutschland unterwegs, um an die Verantwortung zu erinnern. Gerechtigkeit. Zu dieser Gelegenheit trafen wir uns zum Interview.

Zwischen Recht und Gerechtigkeit kann ein weites Spannungsfeld liegen. Im Optimalfall stellt die Anwendung von Recht ein Empfinden von Gerechtigkeit her. So berichtet es ein anderer Anwalt aus Afrika in dieser Ausgabe: Der Anwalt Joseph Akwenyu Manoba aus Uganda. Er vertrat Tausende Menschen, die Opfer von Kriegsverbrechen geworden waren, vor dem Internationalen Strafgerichtshof. Im schlechtesten Fall dagegen forciert die Anwendung von Recht ein Empfinden von Ungerechtigkeit. In Deutschland droht dies Realität zu werden, wenn das neue „Rückführungsverbesserungsgesetz“ gegen Yezid*innen greift.

Manche Rechtssysteme gelten auf der ganzen Welt, andere in einzelnen Ländern. Manches System gehört nachgeschärft, um Gerechtigkeit walten zu lassen. Und in manchen Ländern bestehen sogar verschiedene Rechtssysteme parallel. Indigene Justizsysteme in Bolivien sind fest in der Verfassung verankert und sorgen für mehr Selbstbestimmung Indigener Völker. Die Möglichkeiten sind groß, Recht und Gerechtigkeit auf diese Weise näher zusammenkommen zu lassen.

Welches Recht findet wo Anwendung? Wo gehört Recht nachgeschärft? Welche Chancen bieten Eigenrechte der Natur? Finden Sie es mit dieser Ausgabe heraus und arbeiten Sie mit an einer gerechteren Welt.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!

Herzliche Grüße

Johanna Fischotter

 

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